Wozu Handlungsanweisungen?
Wenn wir über die Steuerung des menschlichen Verhaltens sprechen, dann gibt es dafür ein weites Spektrum.
Dieses Spektrum reicht von
einem komplett intuitiven, spontanen Verhalten jenseits aller rationalen Erklärungen
bis zu
einem Verhalten, das sich an Regeln bzw. Handlungsanweisungen orientiert
Das intuitive spontane Verhalten ist eher mit geistiger Weltsicht verknüpft:
Aus dem Durchleben von Erfahrung erwachsen innere Erkenntnisse, die den Menschen von falschen und einengenden Konzepten befreien und so zunehmend das natürliche spontane Verhalten des Menschen in immer größerem Maße freisetzen.
Das Verhalten nach äußeren Regeln ist eher mit einer materiellen oder auch wissenschaftlichen Weltsicht verknüpft:
Wissenschaft und Experten sagen allen anderen Menschen, was für sie richtig ist und die befolgen das sklavisch - unabhängig davon, was für negative Erfahrungen sie damit machen. Die daraus erwachsenden negativen Erfahrungen werden immer der eigenen Unfähigkeit zugeschrieben, aber nie den falschen Ergüssen der Experten.
Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der Polarisierung, die ich hier gerade aufgebaut habe, ist innen und außen.
Ein von innen angetriebenes individuelles, spontanes Verhalten versus äußerer Regeln, die sklavisch und unabhängig von emotionalen inneren Befindlichkeiten befolgt werden.
Letzteres ist die negative Ausprägung von Handlungsanweisungen bzw. handlungsbestimmenden Konzepten:
Konzepte werden über die Reaktionen und Erkenntnisse des eigenen Inneren gestellt.
Ich nenne das auch "den Fluch der Experten".
Aber auch eine geistige Weltsicht braucht Konzepte.
Spontanes Verhalten braucht keine Konzepte. Spontanes Verhalten wird sich immer jenseits aller Konzepte irgendwie entfalten.
Während eine materielle Weltsicht damit verbunden ist, das spontane Verhalten als negatives Überbleibsel unserer "tierischen Vergangenheit" immer besser, kontrollieren, in den Griff zu bekommen und ausmerzen zu wollen, zielt die geistige Weltsicht darauf ab, das intuitive und spontane Verhalten zu befreien und zu entfalten.
Eine geistige Weltsicht weiß, dass das spontane Verhalten von einer Quelle gesteuert wird, die größer und weiser ist, als der gegenwärtige Mensch auch nur andeutungsweise ahnt.
Eine geistige Weltsicht weiß, dass ein tiefes und vollkommenes Vertrauen in unser spontanes Verhalten mehr als gerechtfertigt ist.
Wozu dann aber noch handlungsbestimmende Konzepte?
Es gibt eine Art, mit handlungsbestimmenden Konzepten umzugehen, die mit inneren Prozessen nicht im Widerspruch steht.
Zunächst einmal ist das spontane Verhalten durch die materielle Weltsicht massiv gestört und verschüttet. Es braucht sowieso Konzepte, um in einem Übergangszeitraum überhaupt handlungsfähig zu werden.
Darüber hinaus aber können Konzepte generell hilfreich sein.
Wir haben das grundlegende Schema:
Wenn A, dann tue x, wenn B dann tue y.
A und B stellen eine Differenzierung dar. Konzepte strukturieren den Entscheidungsraum. Sie bilden eine Art Hilfsraster auf einem ansonsten vollkommen unstrukturierten Kontinuum. Konzepte sind wie die Stützräder an einem Kinderfahrrad. Sie vereinfachen innere Entscheidungen. Sie bilden eine Entscheidungshilfe.
Die eigentliche Entscheidung aber wird auf der Grundlage innerer Erkenntnis getroffen.
Handlungsbestimmende Konzepte richtig verstanden vereinfachen innere Entscheidungen, indem sie Struktur bilden und Komplexität vereinfachen.