Krise und Transformation
Der Weg aus einer negativen Erfahrung heraus läuft entsprechend den beiden Entwicklungssträngen zweistufig:
1. sich der Erfahrung stellen (ohne Kenntnis der eigentlichen Ursachen)
2. Erkenntnis und Auflösung der eigentlichen Ursachen
Wenn ein Mensch beginnt, sich einer Erfahrung zu stellen, dann bedeutet das:
1. aufhören, die negative Erfahrung beseitigen zu wollen
2. sich der Erfahrung öffnen
3. die Erfahrung durchleben
Dadurch wird einerseits das unsinnige Wachstum der negativen Erfahrung gestoppt und andererseits beginnt der Erkenntnisprozess.
Diese erste Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die eigentlichen Ursachen der negativen Erfahrung nicht bekannt sind. Der Mensch erlebt sich als einer negativen Erfahrung hilflos ausgeliefert, deren Ursachen er nicht kennt.
Ich nenne diese Phase deshalb die Krise.
Im Verlauf der Krise kommt es aber zur Erkenntnis der eigentlichen Ursachen und Hintergründe einer Erfahrung:
1. Die Idee dahinter wird erkannt,
2. der Einfluss der Idee auf das Verhalten
3. die Überzeugungskraft der Idee löst sich auf
4. es ergeben sich neue Verhaltensalternativen
Und dann beginnt die zweite Phase, welche ich als Transformation bezeichne.
In der Transformation werden die eigentlichen ursprünglichen Ursachen einer negativen Erfahrung aufgelöst und die Erfahrung kann vollständig abziehen.
Beide Phasen werden jeweils durch eine Verhaltensänderung eingeleitet:
- In der Krise werden die hilflosen Anstrengungen die Erfahrung zu beseitigen eingestellt (Verhaltensänderung Nummer 1)
- In der Transformation wird das für die Erfahrung tatsächlich ursächliche Verhalten geändert. (Verhaltensänderung Nummer 2)
Beispiel Übergewicht:
1. Die eigentliche Ursache ist "Essen als Kompensation für fehlenden Sinn und mangelnde Erfüllung"
2. Es wird mittels Diäten dagegen angekämpft.
Letzteres verstärkt den Effekt immer weiter, dass immer weniger Essen trotzdem zu immer mehr Gewicht führt, bis man schließlich fast gar nichts mehr isst und trotzdem zunimmt.
Die Krise beginnt, wenn man anfängt das Hungern einzustellen und das Essen wieder in normale Bahnen zu lenken.
Dadurch wird man der Erfahrung "Übergewicht" ungebremst ausgeliefert. Das ist die Krise.
Indem man sich dieser Erfahrung öffnet und sie durchlebt, kommt es zu Erkenntnissen über die eigentlichen Ursachen des Übergewichts (falls es ein solches vor den Diäten überhaupt gab). Es wird erkannt, wo und wie genau Essen als Ersatzbefriedigung eingesetzt wird.
Nun kann man anfangen, sich den emotionalen Situationen zu stellen, die durch das Essen verdrängt wurden. Das ist die Transformation.
Auf einer tieferen Ebene der Persönlichkeit, kann das auch wieder eine neue Krise sein, die dann noch zu weiteren Erkenntnissen führt. (Dazu später mehr)